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Restaurierungsbericht meines 2. Mikafa

 

Hermann Hajek

 

Gästebuch

 

Die Wiederbelebung eines Mikafa-Reisemobils von 1954

Vorgeschichte

Mein erstes Wohnmobil der Marke MIKAFA kaufte vor Jahren in Aachen. Es handelte sich um einen TEMPO-Matador 1400 mit MIKAFA-Aufbau in De-Luxe-Ausführung. Es war zwar weitgehend original mit nur 26 000 km, es fehlten aber wichtige Teile, insbesondere Motor, Getriebe, Zierleisten und Anbauteile. Ich begann mit einer grundlegenden Restaurierung und machte mir immer wieder Gedanken über die fehlenden Teile, insbesondere Motor und Getriebe. Im Fahrzeugbrief war nämlich ein Porschemotor mit 1600 ccm und 75 PS eingetragen. Nach Angaben des letzten Besitzers war dieser auch noch eingebaut, ging aber - ebenso wie die fehlenden Teile - bei Überholungsarbeiten und Restaurierungsversuchen "verloren".

Durch Zufall erhielt ich im Frühjahr 1997 Kenntnis von einem MIKAFA-Reisemobil, das in der Nähe von Lemgo zum Verkauf stünde. Ich telefonierte mit dem Besitzer, der mir auch bereitwillig Auskunft gab. Er wollte das Fahrzeug verkaufen, da er nicht in der Lage war und auch nicht die Zeit hatte, es selbst herzurichten. Das Fahrzeug sei komplett und könne sofort abgegeben werden. Allerdings schreckte mich dann die Preisvorstellung ab: Der Verkäufer wollte indiskutable 12.000,-- DM haben.

Besichtigung und Kauf

Ganz überraschend erhielt ich dann im Frühjahr 1998 einen Anruf von dem MIKAFA-Besitzer in Lemgo. Er müsse das Fahrzeug unbedingt verkaufen, da ihm der Garagenplatz gekündigt worden sei und er keinen Platz mehr habe. Bei dem nun folgendem längeren Gespräch erfuhr ich, dass der Vorbesitzer noch jede Menge Reparaturen an Lenkung, Motor und Getriebe hätte ausführen lassen. Es wären Rechnungen von über 10.000, -- DM vorhanden. Das letzte Wertgutachten vor der Abmeldung hätte sich auf 18.000,-- DM belaufen. Bei der Frage nach der Verhandlungsbasis meinte der Besitzer, dass er es sehr günstig abgeben würde. Auf meine Bemerkung, dass ich das Fahrzeug etwa 800 km überführen müsste, was sicher einige Kosten verursachen würde, meinte er, er gäbe mir das Fahrzeug so günstig, dass die Überführungskosten vermutlich höher sein würden, wie der Kaufpreis für das Fahrzeug. Er nannte mir schließlich einen Preis von 2000, -- DM. Dies hatte zur Folge, dass ich sofort einen Besichtigungstermin ausmachte.

Am 27.02.98 war es soweit. Ich fuhr mit meiner Frau nach Lemgo, wo wir einen Kurzurlaub in einem Hotel in der Nähe von Lemgo machten Eine Besichtung des Wohnmobils hatten wir erst für den nächsten Tag vereinbart. Trotzdem konnte ich meine Frau dazu überreden, schon einmal nachzusehen, wo den eigentlich der Ort zu finden sei, an dem das Wohnmobil stand. Ich hoffte, schon einen ersten Blick auf den MIKAFA werfen zu können.

Auf einem Handzettel hatte ich mir die Strecke notiert und wurde damit von meiner Frau gelotst.

Die Beschreibung war recht gut, so dass wir nach etwa 25 Minuten Fahrt über entlegendste Straßen zu einem Dorf in den Höhen des Teutoburger Waldes gelangten. Den Bauernhof, wo das Fahrzeug mittlerweile im Freien stehen sollte, konnten wir bei besten Willen nicht finden, ohne jemand zu fragen. Da es mittlerweile auch dunkel war, und wir wussten, dass auf dem Hof ein Schäferhund frei herumläuft, verzichteten wir notgedrungen auf eine nähere Erkundung. Jeder, der schon einmal auf der Suche nach einem vermeintlichen Schätzchen war, weiß, was man als Liebhaber durchmacht, wenn man so kurz vor dem ersten Blick auf das Fahrzeug ist, aber dann noch einen Tag warten muss, bis man es zu Gesicht bekommt.


Zum Besichtigungstermin am nächsten Tag trafen wir mehr als pünktlich ein, da wir den Weg schon kannten. Nach zweimaliger Nachfrage im Ort fanden wir den Weg zum Bauernhof. Gleich hinter der Hofzufahrt, allerdings von einem Baucontainer etwas verdeckt, stand in der Wiese ein grün-weißer MIKAFA. Ich fand ihn wunderbar.

Als wir aus unserem Fahrzeug ausstiegen, schneite es leicht bei ca. 0 Grad, dazu ging ein empfindlich, kalter Wind. Kurz gesagt, es war mehr als ungemütlich. Der Besitzer erwartete uns schon am Fahrzeug. Meine Frau war vom Aussehen des Fahrzeuges sichtlich enttäuscht:

Das Fahrzeug machte tatsächlich einen recht verwohnten und schmuddeligen Eindruck. Vom Dach, auf dem sich jahrelang der Staub aus der Scheune abgelagert hatte, lief, bedingt durch den Schneeregen, eine braune Brühe an den Seiten herab. Der Innenraum war voll gepfropft mit allen möglichen und unmöglichen Sachen, teilweise fanden sich noch ungewaschene Töpfe und Geschirr. Der Stoffhimmel hing in Fetzen herab, da sich die Verklebung gelöst hatte. An den Ecken und teilweise in den Wandschränkchen hatten sich schwarze Schimmelpunkte breit gemacht. Der Innenraum war mit so vielen Dingen zugestellt, dass man zuerst etwas ins Freie schaffen musste, um ihn überhaupt betreten zu können. Nach einem kurzen Schwenk mit der Videokamera verschwand meine Frau wieder in unserem Pkw und wartete auf mich.

Ich war jedoch überrascht. Ich hatte mir den MIKAFA (noch) schlimmer vorgestellt. Nach einer "kurzen", ca. 1-stündigen Besichtung, stand für mich bereits fest, dass ich zugreifen musste. Das Fahrzeug war zwar in einem ziemlich verwahrlosten Zustand, jedoch fast komplett und ziemlich original. Eingebaut war ein Austin-Motor mit einem ZF-Getriebe. Diese wollte ich in meinen anderen MIKAFA de Luxe einbauen, wo beides fehlte. Ein Brief war vorhanden, ebenso ein Bündel Rechnungen. Der Besitzer versicherte mir, dass er noch bis zur Abmeldung (1985) damit gefahren sei.


Am nächsten Tag ging es wieder zurück ins heimische Berchtesgadener Land. Für mich stand fest, dass ich das Wohnmobil kaufen und nach Freilassing bringen werde. Ich wollte Motor und Getriebe für das andere MIKAFA-Wohnmobil verwenden, dass ich ohne diese Aggregate erworben hatte. Auch Zierleisten und andere Teile konnte ich als Ergänzung für das 1. Fahrzeug gebrauchen. Was ich mit dem Rest machten wollte, wusste ich noch nicht. Dieses Konzept überzeugte auch meine Frau, sodass ich bereits am nächsten Tag telefonisch zusagte.

Überführung des MIKAFA

Es begannen nun die Überlegungen, wie ich das Fahrzeug, das ein Leergewicht von fast 2000 kg hat, überführen sollte:

- eine Woche Urlaub nehmen, im Schnelldurchgang die Bremsen und den Motor nachsehen und das Fahrzeug auf eigener Achse mit roten Kennzeichen überführen?

- einen schweren Pkw-Anhänger und ein entsprechend starkes Zugfahrzeug organisieren?

- von einem befreundeten Abschleppunternehmer ein Fahrzeug leihen und es dann aufladen?

Nach langem hin und her entschied ich mich für die letztere Alternative. Mit dem Abschleppdienst machte ich aus, dass er mich anrufen sollte, wenn er einen Transport in Richtung Norddeutschland machen würde. Ich bräuchte dann nur die zusätzlichen Dieselkosten übernehmen und könnte so das Fahrzeug billig überführen. Der Abschleppunternehmer hatte den Vorteil, dass er keinen zweiten Fahrer braucht, bzw. das Fahrzeug wieder schneller zurück hat.

Ca. 3 Monate lang tat sich nichts. An einem Sonntagmorgen gegen 07.30 Uhr klingelte das Telefon: Ich müsste bis 09.00 Uhr auf dem Betriebshof sein und könnte mein Fahrzeug auf der Rückfahrt von Hamburg mitnehmen. Schnell den Chef angerufen, dass ich Montag frei brauche, einen Termin abgesagt, ein paar Kleinigkeiten gepackt und los ging es. Unterwegs rief ich noch den Besitzer des MIKFA an und teilte ihm mit, dass ich das Fahrzeug abholen würde, damit er den Bauer verständigen kann, wo das Fahrzeug stand.

Gegen 09.15 Uhr fuhren wir nach Norden los. Wir machten nur mehrere kleinere Pausen und luden dann gegen Mitternacht das Pannenfahrzeug in Hamburg-Harburg (!!)(Sitz des ehem. TEMPO-Werkes) ab. Etwa um 04.00 Uhr waren wir dann in der Nähe von Lemgo, wo wir den MIKAFA aufluden.

Problemlos, allerdings mit einigen Staus, kamen wir am Montag gegen 17.00 Uhr in Freilassing an. Auf der Autobahn hatte ich immer wieder bemerkt, dass sich viele nach dem ungewöhnlichen Fahrzeug auf der Ladefläche umgeschaut hatten.

Zwischenspiel

Die nächste Zeit war der MIKAFA unter dem Vordach eines leer stehenden Bauernhofes abgestellt, wo er zu nächst einmal im Trockenen stand. Währenddessen arbeitete ich an dem zweiten MIKAFA. So verging fast ein ganzes Jahr. Zwischenzeitlich hatte ich aber auch immer wieder kleinere Arbeiten an dem Lemgoer MIKAFA durchgeführt. Ich hatte das Fahrzeug von dem ganzen Unrat befreit, der in ihm abgelagert war und es gründlich außen und innen gereinigt. Jetzt gefiel er mir schon besser.

Die Windschutzscheibe musste ich abdichten, da an einer Stelle Regenwasser auf das Armaturenbrett gelangte. Da das Fahrzeug komplett war, kam zwischenzeitlich der Wunsch auf, einmal zu probieren, ob vielleicht der Motor noch laufen würde?! 15 Jahre Standzeit im Trockenen dürften meiner Meinung nach wohl keine zu großen Schäden angerichtet haben. Also wurden die beiden uralten Batterien, die sich im Wohnmobil befanden, entfernt und eine 6-Volt-Batterie von meinem VW Käfer eingebaut. Genügend Wasser und Öl befanden sich im Motor. Verdächtige Lachen unter dem Fahrzeug hatte ich nicht entdecken können (Wasser, Öl, Bremsflüssigkeit). Nachdem der Tank nicht angeschlossen war (aus irgendeinem Grund fehlte der Benzinhahn), füllte ich Benzin direkt in die Schwimmerkammer des Vergasers. Der Startvorgang konnte beginnen.

Den Zündschlüssel umgedreht, den Starterknopf im Armaturenbrett (!!wie modern) gedrückt und ..... es tat sich nichts! Dieser Starterknopf war nicht angeschlossen. Beim Nachsehen fand ich dann den Anlassknopf im Fußraum. Er war vermutlich dort zusätzlich eingebaut worden, um den Spannungsabfall der 6-Volt-Anlage gering zu halten und den Motor zuverlässiger zu starten. Aha. Ich drückte auf diesen Schalter und schon drehte der Motor willig durch. Es gab jedoch keine Zündung. Also, weiter nachgeschaut: Die Zündspule war angeschlossen, 5,5 Volt Spannung waren an der Zündspule vorhanden. Die Zündkabel machten nicht mehr den besten Eindruck und wurden erneuert. Als nächstes war der Unterbrecher dran. Er war zwar vorhanden, aber das Kabel war durchoxidiert, so etwas hatte ich bislang noch nicht gesehen. Zum Glück hatte der örtliche Bosch-Händler passenden Ersatz auf Lager. Den neuen eingebaut und Daumen mal Pi eingestellt, Benzin (in den Vergaser) nachgefüllt und... der Motor lief. Er klang gesund und kernig und drehte sehr rund.

Sofort fuhr ich nachhause, holte meine Frau und die beiden Söhne und führte ihnen das "Kunststück" vor. Ich fuhr einige Meter vor und zurück, wobei ich mit der nicht besonders gut funktionierenden Handbremse verzögern musste (die Fußbremse war ein Totalausfall).

Durch dieses Erfolgserlebnis kam ich immer mehr zu dem Entschluss, dass ich das Fahrzeug wohl doch nicht ausschlachten würde: Erstens sind originale MIKAFA-Reisemobile aus den 50iger Jahren sehr selten und zweitens würde ich schon noch einen passenden Motor mit Getriebe für den anderen MIKAFA finden.

Als nächstes wollte ich die Bremsen nachsehen, um evtl. mit einer roten Nummer eine Probefahrt machen zu können. Dies gestaltete sich allerdings von Anfang an schwieriger, da bereits an der ersten Bremstrommel eine Radmutter so rund gedreht und festgerostet war, dass sie mit einfachen Mitteln nicht aufzubekommen war. Also blieb der MIKAFA erst einmal wieder stehen.

Eine längere Pause

So wendete ich mich wieder dem ersten MIKAFA zu (Reisemobil de Luxe, Bj. 1955). Ganz unvermittelt wurde mir mitgeteilt, dass ich den Bauernhof verlassen müsste. Er würde Anfang Juli 1999 abgerissen. Da es bereits Mitte Juni war, hatte ich ganze zwei Wochen Zeit, um die Fahrzeuge wieder rollfähig zu machen und einen neuen Platz zu suchen.

In hektischer Arbeit, wobei die ganze Freizeit und ein Teil des Urlaubs draufgingen, schaffte ich das fast Unmögliche. (Merke: Unter Druck arbeitet man am schnellsten und produktivsten!) Auch fand ich eine neue Bleibe. Diese schien optimal: eine trockene, beheizbare Halle, mit Wasser und Strom und Licht, ca. 120 qm und nagelneu. Der Pferdefuß: Ich konnte die Fahrzeuge zwar zu einem sehr günstigen Preis unterstellen, durfte aber nicht arbeiten. Hätte ich die Hallen zum Arbeiten gemietet, hätte ich monatlich 1000,-- DM Miete und Nebenkosten zahlen müssen.

So, das war's fürs nächste. Beide Fahrzeuge standen sicher und trocken in der Halle, aber es durfte nichts geschehen. Für 2 Monate konnte ich zwischenzeitlich eine höhere Garage benutzen, wo ich den MIKAFA de Luxe unterstellte und daran arbeitete.

Auf ein Neues

Nach über einem Jahr bekam ich schließlich einen Schlüssel für die Halle und begann wieder kleinere Arbeiten.
Im Winter 2000/2001 kam ich auf die Idee, den MIKAFA Standard, dessen Motor ja schon gelaufen war, für längere Strecken fahrtüchtig zu machen. Ich wollte die Bremsen, die Elektrik und die Lenkung überholen. Meiner Meinung nach war dies einigermaßen überschaubar, da das Fahrzeug zwar vor mehr als 10 Jahren abgemeldet worden war, zum damaligen Zeitpunkt aber fahrbereit war und eine gültige TÜV-Plakette hatte.

In den folgenden Monaten war ich immer häufiger im Keller oder in der Halle bei den beiden Fahrzeugen. Ich hatte vor, zunächst einmal den Wohnraum des MIKAFA auf Vordermann zu bringen. Ich baute die Sitze und Polster aus und kaufte einen hochwertigen Stoff, der farblich zu dem Mahagonirot des Innenausbaus passte und auch einem Muster ähnelte, das ich auf einem Originalphoto gesehen hatte. Meine Schwägerin, eine gelernte Schneiderin, leistete hervorragende Arbeit.

Zwischenzeitlich hatte ich auch den Holzboden in Ordnung gebracht und mit einer neuen PVC-Auflage versehen. Die Einrahmungsleisten aus Aluminium waren zuhause im Keller poliert worden und wurden mit VA-Schrauben befestigt.(Hoffentlich hält sich damit die Kontaktkorrossion in Grenzen! Auch der Himmel im Wohnraum wurde komplett abmontiert und neu erstellt. Als Material kamen 2 mm starke (Delignit)Buchen-Fein-Holz-Platten zur Ausführung, die mit einem abwaschbaren Wachstuch beklebt wurden. Das Aussehen des Wachstuches entsprach in etwa dem Original. Die nachträglich montierten Vorhangschienen aus Kunststoff wurden entfernt und durch die originalen 10 mm Alu-Rohre ersetzt. Vorhänge und Gardinen hatte ich noch von meinem ersten MIKAFA-Wohnwagen übrig. Aus dem Innenraum wurden alle zusätzlichen Aufkleber und Klebefolien entfernt. Zuletzt wurden noch die Spiegel im Waschraum und im Ankleideraum ersetzt. Was hier in wenigen Sätzen beschrieben worden ist, dauerte eine Vielzahl von Stunden. Da ich auch die Beleuchtung im Wohnraum repariert und zum Teil durch Originalteile ersetzt hatte, baute ich eine 6-Volt-Batterie ein.

Als ich meiner Frau den restaurierten Innenraum zeigte, konnte sie fast nicht glauben, dass es sich um das gleiche Fahrzeug handelte, dass wir in Lemgo gekauft hatten. Wir nahmen auf den bequemen Sitzen im Wohnraum Platz und ich erklärte ihr eine gute Stunde lang, was ich in den letzten Monaten alles am Fahrzeug gemacht hatte.

Mit Volldampf voraus

Nachdem der Innenausbau ziemlich problemlos vonstatten gegangen war, machte die Technik umso mehr Schwierigkeiten. Ich begann zunächst mit den Stoßdämpfern und den Bremsen. Nebenbei hatte ich den Kühler ausgebaut und ein neues Netz einbauen lassen und neue Reifen und Schläuche (Größe 6.50 x 16) auf die vorhandenen Felgen aufziehen lassen.

Aber der Reihe nach: Die Stoßdämpfer ließen sich mit leichter Überredungskunst ausbauen. Allerdings war der Fußboden des Wohnraums nachträglich isoliert worden, so dass die Isolierung zum Teil abgenommen werden musste, um an die oberen Schrauben der Stoßdämpfer zu gelangen. Etwas schwieriger wurde es, als ich die hinteren Bremstrommeln abnehmen wollte. Obwohl ich die Einstellschrauben für die Bremsbacken ganz zurückdrehte, gelang es mir nur mit größten Schwierigkeiten, die Trommeln abzunehmen. Ich sah dann auch, warum die Handbremse so schlecht funktioniert hatte. Auf der rechten Seite hatte sich der Mechanismus des Handbremshebels zerlegt und lag in der Trommel, bzw. hatte sich mit den Bremsbacken gesperrt. Die Folge war, dass nur noch eine Bremsbacke leicht gebremst hatte und das Bremsankerblech ziemlich stark verbogen war. So baute ich auch noch die Bremsankerbleche aus. Dies erwies sich sogar als günstig, da ich dadurch auch leichter an die Schrauben des Radbremszylinders kam. Mit Hammer und Amboss brachte ich die Bremsankerplatte vorsichtig wieder in Form, entrostete und grundierte sie. Bevor ich sie mit rostfreien Schreiben wieder befestigte, lackierte ich sie noch schwarz. Nach und nach wurden auch die hinteren Bremsleitungen, Bremsschläuche und Bremsbacken erneuert. Die Bremszylinder reinigte ich ebenfalls, fettete sie leicht ein und versah sie mit neuen Manschetten.

Sorgen bereitet mir jetzt noch der Hauptbremszylinder: Da man in den 50iger Jahren einen Bremskraftverstärker eingebaut hatte, war der originale HBZ durch einem mit kleinerem Durchmesser ausgetauscht worden. Ich konnte also nicht den Reparatursatz des originalen Hauptbremszylinders verwenden, den ich bereits doppelt vorrätig hatte. Zudem stellte ich fest, dass ein Befestigungsauge ausgebrochen war. Eine übergroße Beilagscheibe hatte dafür gesorgt, dass der HBZ überhaupt angeschraubt werden konnte. Bei einem beherzten Tritt auf das Bremspedal, z. b. bei einer Vollbremsung, hatte ich die Befürchtung, dass diese Konstruktion nicht halten würde. Sicher hätte ich auch den TÜV bei der notwendigen Vollabnahme nicht überzeugen können. Ich machte mich deshalb auf die Suche nach passendem Ersatz. Der Inhaber des Bremsendienstes in der Nähe, ein älterer Herr, war noch ein wahrer Meister seines Faches.

Ich informierte ihn am Telefon, das ich einen Einkreishauptbremszylinder benötigen würde mit einer Bohrung von ca. 22,0 mm und einem aufgeschraubten Flüssigkeits-Vorratsbehälter. Als wir uns am Abend trafen, hatte er bereits zwei in Frage kommende Typen aus einem Katalog ausgesucht. Wir maßen die kompletten Bohrungen und Verschraubungen aus und einer der beiden passte haargenau. Am nächsten Tag erhielt ich bereits den Anruf, dass der HBZ und einige sonstige Bremsteile in zwei Tagen abholbereit seien. Ein herzliches Dankeschön an Herrn Hocheder!!

Am Motor wurden die Benzinleitungen ersetzt (irgendein "Spezialist" hatte einen einfachen, durchsichtigen Wasserschlauch ohne Schlauchbinder verwendet). Als nächstes wurden die beiden Keilriemen (da zwei Lichtmaschinen eingebaut sind) und die kompletten Wasserschläuche erneuert.

Die Elektrik bereitete größeres Kopfzerbrechen, da offensichtlich nachträglich jede Menge Leitungen und Relais angebaut worden waren. Die Verbindungen waren teilweise nur mit Lüsterklemmen ausgeführt und ziemlich stark korrodiert. Manche elektrische Verbraucher waren gar nicht angeschlossen, da das Fahrzeug auf 12 Volt umgerüstet werden sollte. Um das Ausmaß der Arbeit erahnen zu können, will ich nur kurz anführen, dass überhaupt keine Kontrollleuchte funktionierte. Auch die Hupe, der Blinker und die Anzeigeinstrumente streikten. Allein das Abblendlicht, das später eingebaute Radio und die Uhr funktionierten.


Mittlerweile war es schon Ende Juli geworden und das Fahrzeug war immer noch nicht fertig. Länger als geplant hatte ich mich mit dem Führerhaus aufgehalten. Ich hatte nämlich nicht nur eine nachträglich eingebaute Ablage unter dem Dach demontiert, um sie besser reinigen und den Bezug wieder auf Vordermann zu bringen, sondern auch den kompletten Himmel ausgebaut. Das Holz wurde abgeschliffen, der Bezug gereinigt und wieder neu aufgeklebt. Nebenbei wurden auch die beiden Frischlufteinlässe über der Windschutzscheibe überholt, neue Spurhalteleuchten montiert und die beiden Außenspiegel erneuert. Soweit es ging, verwendete ich bei den Arbeiten rostfreie Schrauben; dies vor allem in Hinblick auf Kontaktkorrosion mit Aluminium (die komplette Außenhaut des MIKAFA und auch viele Verstrebungen im Innenraum sind aus Aluminium, bzw. Dur-Aluminium).

Meine Schwägerin hatte dankenswerter Weise auch die Polster im Führerhaus neu bezogen und den Überzug für die Rückenlehne genäht. Die Lehne polsterte ich neu und etwas dicker auf, da sie bei MIKAFA bekanntlich waagrecht gestellt werden kann und dann als zusätzliches Bett im Führerhaus dient. Beim Probeliegen hatte ich nämlich bemerkt, dass man etwas hart lag und das Rohrgestell leicht durchspürte und wenn man schon ein "Hotel auf Rädern" fährt (Werbespruch von MIKAFA), dann will man zumindest auch gut liegen.

Viele Kleinigkeiten standen noch an. Auch das Überholen der Bremsen nahm mehr Zeit in Anspruch, als ich eingeplant hatte. (So wie fast alles.) Unwahrscheinliche Schlampereien fielen mir auf. Manchmal fragte ich mich, wie denn das Fahrzeug durch den letzten TÜV gekommen war. Ein paar kleine Beispiele von der vorderen Bremsanlage gefällig?

- Die vorderen Bremsankerplatten waren falsch angeschraubt worden. Die Schrauben hatten
deshalb Kontakt mit der Bremstrommel und waren bis zu 2 mm eingeschliffen. Dies erklärte auch, warum das Radlagerspiel besonders groß war: Vermutlich hätten bei korrekt eingestelltem Spiel die Schrauben die Bremstrommel zu stark abgebremst.

- Der MIKAFA hat Frontantrieb. Die Achsantriebe gehen durch die Achse und Bremstrommel
und werden mit einer Platte befestigt. Diese überträgt die Motorkraft (stolze 48 PS) über die Bremstrommel auf die Vorderräder. Von 8 Schrauben waren vier abgerissen und steckten in der Bremstrommel. Das Ausbohren der Schrauben dauerte ca. 2 - 3 Stunden.

- Die oben angeführte Platte kann mit Schrauben von der Bremstrommel abgedrückt werden. Sie wurde jedoch mehrfach mit Hammer und Meisel (Schraubendreher o.ä.) getrennt. Dadurch wurde die ebene, plane Fläche zerstört, die notwendig ist, damit das Fett des Radlagers nicht austreten kann. Ich musste deshalb die Werkzeugspuren vorsichtig ausschleifen, um eine glatte und damit dichte Oberfläche zu erhalten.

- Die Bremsankerplatten vorne waren massiv verbogen. Vermutlich waren die
Bremstrommeln mit einem starken Schraubenzieher o. ä. mit Gewalt abgehebelt worden, wobei die Ankerplatten als Widerlager dienen mussten.

Dies sind nur einige Beispiele, wie ein Fahrzeug mit geringen Mitteln fahrbereit gehalten werden kann.

Was besonders stark aufhielt, waren fehlende Teile, wie Schrauben, Simmeringe und sonstige Kleinteile, die besorgt werden mussten. Das Befüllen und Entlüften der kompletten Bremsanlage dauerte mehr als 2 Stunden (die hinteren Entlüfternippel sind so gemein befestigt, dass die Räder abgebaut werden müssen, um einigermaßen an sie zu gelangen. Zusätzlich musste ich einem Gabelschlüssel mit viel Mühe eine andere Form geben, um die Entlüfterventile öffnen zu können. Die Stunden und Tage vergingen wie im Fluge: mit dem Einbau des Kühlers, dem Anfertigen der Wasserschläuche, dem Aus- und Einbauen des Tankes nebst Innenreinigung und Lackierung, dem Anfertigen und Anschließen der Benzinleitungen und der Instandsetzung der Elektrik.

!!!Die erste Fahrt!!!

Am Donnerstag, den 23. Aug. 2001, um Punkt 14.00 Uhr, war es soweit. Ich hatte in den Tank ca. 10 Liter Benzin eingefüllt. Um die Benzinpumpe zu entlasten, hatte ich auch die Leitung vom Vergaser zur Benzinpumpe und die Schwimmerkammer des Vergasers aufgefüllt. Die Zündung eingeschaltet, der Anlassknopf gedrückt und nach wenigen Umdrehungen des Anlassers grummelte der Motor los. Er lief zunächst etwas unruhig und hatte beim Gasgeben Fehlzündungen, die ich sogar im durchsichtigen Unterdruckschlauch, der vom Vergaser zum Bremskraftverstärker ging, sehen konnte. Mit zunehmender Erwärmung des Motors lief er jedoch besser. Inzwischen war auch mein ältester Sohn Sebastian eingetroffen, der mich bei der ersten Fahrt eskortieren wollte. Beim Probelauf im Stand stellte ich fest, dass alle Benzin- und Wasserleitungen dicht waren, einer Probefahrt stand also nichts mehr im Wege.

Das große Faltschiebedach ganz geöffnet, die Seitenfester ganz aufgeschoben (es hatte immerhin über 30 Grad) den Motorraum abgedeckt, rote Kennzeichen montiert und es konnte losgehen. Die erste Steigung von der Garage bis zur Straße schaffte er gerade noch im ersten Gang. (Aha, die Zündung muss noch etwas eingestellt werden). Auf der Ebene und vor allem bergab lief er aber ganz gut. Ich war überrascht, wie leicht er zu lenken war. Zudem lief er exakt geradeaus und auch die Bremsen und der Bremskraftverstärker funktionierten einwandfrei. (Bremsen mussten noch einmal entlüftet werden, da sich beim "Pumpen" ein besserer Druck einstellte).

Auf den Straßen in Freilassing gab es wohl keinen Autofahrer und Fußgänger, der nicht mit großen Augen dieses seltsame Fahrzeug bestaunt hätte. Dies fiel auch meinem Sohn auf, der mir folgte. Als ich vor unserer Wohnung anhielt und aussteigen wollte, stand schon der erste Interessierte, der Fragen nach dem Fahrzeug stellte und es besichtigen wollte.

Nachdem auch meine Frau das "Werk" begutachtet hatte, wollte ich die restlichen Einstellarbeiten in der Werkstatt des Freundes machen. Nach etwa 1 km Fahrt lief allerdings der Motor immer unwilliger, die Fehlzündungen häuften sich. Ich blieb kurz stehen, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Nach weiteren 2 km Fahrt starb schließlich der Motor ab. Alle Startversuche schlugen fehl. Da ich mittlerweile allein unterwegs war (mein Optimismus war leider zu groß), musste ich zuhause anrufen, damit ich abgeholt werde. Mit Sohn und Abschleppstange brachten wir den MIKAFA wieder in seine gewohnte Umgebung. Ich wollte gar nicht mehr nachsehen, woran es den gelegen hatte, dass er nicht mehr lief. Auf der Verteilerkappe hatte ich Wassertropfen festgestellt, konnte mir aber nicht erklären, woher sie kamen. Ein Leck in den Schlauchverbindungen konnte ich nicht entdecken.

Eine nette Begebenheit ereignete sich allerdings noch, während ich auf meinen Sohn wartete. Ein älterer Freilassinger, den ich schon länger kannte, kam mit seinem Rad daher, hielt an und fragte mich, ob das abgestellte Fahrzeug mir gehören würde. Als ich es bejahte, erzählte er, dass in den späten 50iger Jahren, als er an der Berufsschule war, ein Graf oder Baron einen Vortrag über Völkerverständigung gehalten hatte. Dieser wäre mit so einem Fahrzeug, ähnlich meinem, unterwegs gewesen. Als ich ihm den Namen "Graf Luckner" und "Seeteufel" nannte, bestätigte er mir, dass er so geheißen hatte. (Graf Luckner hatte sich von der Fa. MIKAFA eine "Landjacht" bauen lassen und war damit auf Vortragsreise in Deutschland unterwegs. Dieses Fahrzeug gibt’s immer noch, muss aber komplett restauriert werden.)
Die Endphase??

Die Fehlersuche in der Zündanlage gestaltete sich einfacher, wie zunächst befürchtet:

Beim Durchmessen der Zündanlage stellte ich fest, dass nur bis zum Verteiler Spannung da war. Zu den Zündkerzen gelangte kein Funke. Beim Abnehmen der Verteilerkappe, sah ich den Kohlestift im Verteilergehäuse liegen, der normalerweise in der Mitte der Kappe sitzt. Vermutlich beim Aufsetzen der Verteilerkappe hatte sich die Kohle gelockert, bzw. wurde abgestreift, da die Kappe wegen des direkt daneben liegenden Kühlers nur sehr schlecht aufzusetzen war. Nachdem ich die Schleifkohle wieder befestigt hatte, sprang der Motor sofort wieder willig an.

Wo kam allerdings das Wasser her, das ich auf der Verteilerkappe festgestellt hatte? Als der Motor länger lief, quollen aus dem Motorgehäuse Wassertropfen. Sollte die Kopfdichtung kaputt sein? War der Motor überhitzt worden? ... Ich hatte zwar noch einen Ersatzmotor bereit, aber Ein- und Ausbau wäre ein langwieriges Unternehmen gewesen. Bei der Überprüfung der Anzugsdrehmomente der Zylinderkopfschrauben stellte ich allerdings fest, dass die Schraube, die sich in unmittelbarer Nähe des Verteilers befand, nicht angezogen war. Erst nach ca. 4 Umdrehungen gab es einen deutlichen Widerstand. Alle anderen Schrauben waren gut angezogen. Die Ursache für die lockere Schraube ist mir bis heute nicht bekannt.

So nach und nach überprüfte ich auch die restliche elektrische Anlage und setzte sie instand: Bremslicht, Warnblinklicht, Anzeigelämpchen, Lichtmaschinen und Regler (eine Batterie wurde nicht geladen). Der Kühler wurde versetzt (um besser an den Verteiler zu kommen) und die Luftleitbleche zur besseren Kühlung wieder angebracht.

Die Arbeit geht weiter

An einem Abend konnte ich beim Spielen am Computer mit der Auskunfts-CD der Deutschen Telekom einen der Vorbesitzer des Reisemobiles, der damit von 1971 – 1974 Urlaub gemacht hatte, ausfindig machen. Ich versuchte, ihn dann anzurufen, was zunächst nicht von Erfolg war, da er in Urlaub war, wie sich später herausstellte. Als ich ihn schließlich erreichte, suchte er auf meine Bitten hin die alten Unterlagen durch, und schickte mir schließlich drei Photos und ca. 10 Dias. Auf 5 Aufnahmen war der MIKAFA noch im Originalzustand zu bewundern.

Bestärkt durch diese Photos, wollte ich den MIKAFA über den Winter in den Originalfarben rot, schwarz und weiß lackieren. Das hieß, alle Zierleisten und Anbauteile mussten abmontiert werden. Dabei stellte ich fest, dass zwischen den Metallschrauben, den Alu-Zierleisten, dem Alu-Chassis und dem Metallrahmen eine chemische Reaktion stattgefunden hatte. Viele Schrauben waren dermaßen festgerostet, dass sie nur noch abgeschliffen, bzw. ausgebohrt werden konnten. In den hartnäckigsten Fällen leistete mir ein Mini-Werkzeug (Tremel) gute Dienste. Mit der nur fingernagelgroßen Trennscheibe, bzw. der Diamantscheibe schnitt ich den Schraubenkopf in der Mitte bis zum Gewindeansatz durch. Ich konnte danach den Kopf mit einem Hammer und einem alten Schraubenzieher abbrechen. Die Alu-Zierleiste wurde dabei nur ganz leicht eingeschnitten. Dies machte aber nichts aus, da die Schrauben mit einem Kederband abgedeckt werden. Den Rest der Schraube sprühte ich mit Rostlöser ein und konnte ihn meist mit einer Gripp-Zange herausdrehen. Immer wieder stieß ich bei den Demontagearbeiten unter Gummiunterlagen und Zierleisten auf die Originalfarben.

Zwischenzeitlich redete ich auch mit einem Bekannten, der mit mir die Vorarbeiten fürs Lackieren (Füllern, Spachteln, Schleifen...) und evtl. auch die Lackierung durchführen sollte. Er wollte sich den MIKAFA ansehen, damit er einen Überblick über den zeitlichen Aufwand gewinnen konnte und mir Tipps geben könnte, was ich noch alles vorher erledigen sollte. Er meinte, dass es für eine optimale Arbeit besser sei, wenn ich auch die Fenster ausbauen würde, das hieß, dass ich insgesamt 10 Fenster ausbauen musste. Da die Dichtgummis teilweise recht rissig waren, war ich mir zunächst nicht im Klaren, ob ich den Aus- und späteren Einbau riskieren sollte. (Ich fand nämlich beim besten Willen keine Bezugsquelle für neue Dichtgummis.)

Die Lackierung

Ab 22.April 2002 sollten die Vorbereitungsarbeiten für die Lackierung beginnen. Davor fand noch die Besichtung des Fahrzeugs durch den Fachmann statt, damit er sich eine Vorstellung über das Ausmaß der Arbeiten machen konnte. Er fand den zeitlichen Rahmen für die Arbeiten gar nicht so schlimm.

An einem Samstag schleppte ich dann mit meinem Mercedes 200 D den Mikafa mit einem Tandem-Transportanhänger die ca. 20 km zum Wohnort des Freundes. Die höchstzulässige Anhängelast von 1500 km musste ich dabei bis zum Äußersten ausreizen. Beim Fahren merkte ich jedes Promille Steigung. Aber es klappte.

Am Montag darauf ging es los. Gemeinsam schleiften wir die alten Lack- und Spachtelschichten ab, bis wir auf tragfähiges Material stießen. Einige kleinere Bohr- und Schraublöcher wurden geschlossen und ich demontierte zwischendurch noch die restlichen Entlüftungsgitter und sämtliche Tür- und Kofferraumdichtungen. Nach 140 Stunden (in knapp zwei Wochen) Schleifen, Spachteln, Füllern, Schleifen, Grundieren und viel Staub war er fertig für den Lackierer. Ein Mitglied unseres Oldtimervereins, der eine Lackierwerkstatt hatte, war bereit, zu einem annehmbaren Preis eine dreifarbige Gesamtlackierung aufzubringen. Mit Mühe ging der MIKAFA in die Lackierkabine. Zunächst wurde das ganze Fahrzeug weiß lackiert. Nach zwei Tagen Ablüften und Trocknen wurde der Streifen zwischen den Fenstern schwarz lackiert. Wieder zwei Tag später folgte dann rot im unteren Bereich. Nach einer Woche konnte ich ihn wieder in die Garage schleppen. Jetzt musste er „nur noch“ zusammengebaut werden.

Als äußerst schwierig stellte sich die Entfernung der alten Farbe von den Alu-Zierleisten, Alu-Fenster-Rahmen und Dichtgummis heraus. Teilweise war eine orange Farbe aufgebracht worden, die auch im U-Bootbau verwendet wurde. Diese Farbe konnte man tagelang mit Abbeizer behandeln, aber es passierte nichts. So musste ich mühsam und vorsichtig, da Alu sehr weich und der Gummi teilweise sehr brüchig war, die alten Lackschichten mechanisch entfernen. Anschließend erfolgte das genauso aufwendige Schleifen und Polieren. Zwischendurch machte ich immer wieder andere Arbeiten, damit es nicht zu eintönig wurde. Schließlich musste eigentlich „nur“ noch das gesamte Fahrerhaus gemacht werden: Türverkleidungen, Himmel, Holzfußboden, Schiebefenster und Armaturenbrett überholen, bzw. erneuern.
Im Fahrerhaus waren auch die einzigen Schweißarbeiten zu machen: Im Bereich des Radlaufes waren an beiden Seiten Bleche eingenietet(!!!) worden, die mittlerweile wieder durchgerostet waren. Sie waren anscheinend nicht grundiert und lackiert worden. Auch zwei Hilfsträger für die Radhäuser musste ich neu anfertigen. Diese Arbeit war aber in wenigen Tagen erledigt.

Da ich fast immer alleine und immer nur am Abend oder am Wochenende Zeit hatte, zogen sich die Arbeiten in die Länge.

Edelweiß-Classic und Filmaufnahmen

Im Herbst 2006 fragte mich ein guter Bekannter, der die Edelweiß-Classic organisiert, ob es möglich wäre, dass einer meiner beiden Mikafa auf dem Titelbild des nächsten Programmheftes abgebildet werden könnte. Er müsste dazu allerdings fahrbereit sein, damit Aufnahmen am Waginger oder Tachinger See gemacht werden können. Natürlich war ich dazu bereit.

So nach und nach wurden die oben angesprochenen „Rest-Arbeiten“ erledigt. Das letzte große Problem war die Abdichtung der Türen und das Stoffschiebedach:
- die Türdichtungen werden zwar noch original nachgefertigt, allerdings sind sie etwas härter, so dass man anschließend die Türen nur noch mit Nachdruck schließen kann.
- Der Bezug für das Stoffschiebedach sollte auch erneuert werden. Es war ziemlich spröde und teilweise an den Kanten ausgerissen. Nach langem Suchen fand ich eine Firma, die mir das Dach nach meinen Angaben nachfertigte. Es fand sich allerdings kein Sattler, der es mir einbauen wollte. So arbeitete ich ein ganzes Wochenende, bis es wieder geklebt, genietet und gespannt war. Zuletzt wurde auch noch der Innenhimmel angebracht. Gerechnet hatte ich mit ca. 2 – 3 Stunden – tatsächlich waren es dann aber ca. 10-mal so viele Stunden.

Bei den Fotos für die „Edelweiß-Classic 2008“ war das Stoffschiebedach noch nicht montiert, aber das machte nichts, da die Fotos nur bei schönem Wetter geschossen wurden. Die Bilder wurden sehr schön und so verzierte mein Reisemobil zusammen mit einem DKW-Cabrio und einer Bikini-Schönheit die Plakate, die Einladungskarten, das Erinnerungsgeschenk und alles, was sonst mit der Rallye zu tun hatte. Selbstverständlich musste ich dann auch das Fahrzeug bei der Rallye präsentieren. Bei der Schönheitskonkurrenz am letzten Tag schaffte es sogar den 2. Platz. Beliebter war nur der Weltmeisterbus der Deutschen Fußballer von 1954.

Bei den 3 Tagen der Edelweiß-Classic Ende Juni 2008 lief allerdings der Motor noch nicht optimal. Eigentlich schaffte er nur mit viel Mühe die einzelnen Strecken. Viele Fehlzündungen und Aussetzer machten das Fahren zu einer Tortur. Schließlich überprüfte ich noch die ganze Zündanlage und ersetzte fast alles mit Neuteilen: Verteilerkappe- und finger, Zündkondensator, Unterbrecher, Zündkabel, Zündkerzen. Und siehe da, auf einmal lief er optimal. Das Problem ist jetzt nur, dass ich nicht weiß, was eigentlich den Ausschlag gegeben hat.

Anschließend meldete sich bei mir eine Filmgesellschaft, die für einen neuen Romy-Film (das Leben der Romy Schneider wird zum Anlass ihres 70. Geburtstags verfilmt) ein repräsentatives Campingfahrzeug aus den 50iger Jahren suchte. Das Fahrzeug sollte als Requisite eingesetzt werden. Der erste Dreh war im Berchtesgadener Land auf ca. 800 Meter Höhe. Das bedeutete, dass ich eine Steigung von 26 (!!!) Prozent bewältigen musste, sowohl bergauf, wie auch bergab. Mit ca. 18 km/h im ersten Gang ging’s ca. 1 km bergauf. Wunderschöne Bergfotos waren der Lohn für diese Anstrengung. Der Regisseur sah die Innenausstattung und entschied, dass er es für Innenaufnahmen benötigen könnte. Ich sollte eine Woche später in Salzburg sein.
Im Mirabellgarten konnte ich live erleben, wie viele Personen und wie viel Zeit es benötigt, um 4 Schauspieler für ca. 30 Sekunden auf Zelluloid zu verewigen. Auch dort machte ich viele Fotos, denn im Mirabellgarten darf man normalerweise nur als Fußgänger unterwegs sein. Fahrzeug sind tabu.

TÜV, Zulassung und Große Fahrt

Nachdem ich die obigen Fahrten noch mit Kurzeitkennzeichen, bzw. roten Kennzeichen absolviert hatte, wollte ich mich an die TÜV-Abnahme wagen. Ich hatte mich nämlich schon im Frühjahr 2008 zum TEMPO-Treffen (80 Jahre TEMPO) in Hitzacker angemeldet. Dies konnte ich natürlich nur mit einer normalen Zulassung (alternativ mit einem roten Oldtimer-Kennzeichen) durchführen. Ich erkundigte mich mehrmals beim TÜV, auf was ich alles achten müsste und stieß auf ein fast unüberwindbares Hindernis. Ich musste vor dem TÜV die Campinggas-Anlage abnehmen lassen. Die uralten Geräte wollte ich selbstverständlich erhalten, da sie eigentlich den Charme des Innenraums ausmachten. Wer hat schon einen funktionierenden ELEKTROLUX-Kühlschrank von 1954 oder einen genau so alten 2-Flammen-Kocher von SENKING. Die verschiedenen Gas-Experten, die ich befragten, war eigentlich unisono der Meinung: Die alten Sachen wären mit den neuen EU-Vorschriften nicht vereinbar und müssten ausgebaut und durch neue ersetzt werden. Eine Nachrüstung wäre nicht möglich. Das bedeutete für mich, dass die Originalität nicht mehr gegeben war. Ohne Geräte war es kein Wohnmobil mehr, mit neuen Geräten war dagegen die H-Zulassung in Gefahr. Den Kühlschrank (ich hatte zufällig die originale Einbau- und Einstellanleitung bekommen) hätte ich umsonst in Stand gesetzt.

Schließlich suchte ich Rat im Internet und fand ihn auch bei Camping Herrmann. Er gab mir per Email tolle Tipps. Ausgerüstet mit diesem Fachwissen probierte ich mein Glück bei einem weiteren Camping-Händler. Und siehe da, der Kühlschrank und der Kocher von 1954 konnten gerettet werden. Nur die Heizung, die ca. 1969/70nachgerüstet wurde, war Schrott und musste raus, da die Brennkammer an mehreren Stellen undicht war. Sie hatte aber sowieso nicht so gut zur Innenausstattung gepasst. Hier wird sich in nächster Zeit sicher eine Lösung finden. - Selbst in Zeiten der Klimaerwärmung sind die Herbstnächte im Fahrzeug etwas kalt und eine Heizung sollte eigentlich schon im Fahrzeug sein. (Zufällig (??) habe ich noch zwei fast komplette Heizungen, (sogar mit Zündsicherung) aus den frühen 50iger Jahren. Evt. gelingt mit ihnen die Gas-Abnahme?)

Am Montag, 15.09.08 vormittags, schaffte ich die Gasprüfung und am Nachmittag die TÜV-Abnahme. Da ich die Zusatzuntersuchung für das H-Kennzeichen übersehen hatte, wurde dies am 16.09. vormittags nachgeholt. Anschließend ging’s zur Zulassungsstelle, wo ich mir die Zulassungsstempel und das bereits seit längerem reservierte Wunschkennzeichen BGL-MI 54H (MIkafa Baujahr 54) abholte. Bereits am Mittwoch, den 17.09. ging’s auf große Fahrt. Ziel war das TEMPO-Treffen in Hitzacker an der Elbe. Das hieß insgesamt 900 km Fahrt in den nächsten drei Tagen und auch wieder zurück.

Die erste Etappe sollte bis in die Nürnberger Gegend, ca. 300 km, gehen. Bereits nach etwa 250 km tankte ich zum ersten Mal, da ich nicht wusste, wie durstig der 48-PS-Austin-Motor war und der Tank nur 40 Liter fasste. Ich war überrascht, dass ich nur etwas über 20 Liter verbraucht hatte und dachte, dass ich den Tank eventuell nicht ganz gefüllten hatte. Nachdem das 54 Jahre alte Reisemobil ganz ordentlich lief, fuhr ich noch bis Bad Kissingen (fast 500 km), wo ich abseits der Autobahn in der „freien Natur“ nächtigte. In der Nacht war es lausig kalt, nur gut, dass ich auf meine Frau gehört hatte und noch zusätzlich eine Decke mitgenommen hatte. Den Kühlschrank hatte ich gar nicht eingeschaltet, da Temperaturen um den Gefrierpunkt vorausgesagt wurden. Und tatsächlich, am Morgen war die Frontscheibe vereist. Der Mikafa sprang aber dennoch wieder fast problemlos an und fuhr anschließend mit sonorem Brummen weiter bis nach Delligsen, wo ich schon am späten Vormittag ankam. Bei Peter Scheer, einen guten Freund und seiner liebenswerten Frau, sollte ich unbedingt vorbeischauen. Sie sind seit 1961 im Besitz eines MIKAFA-Ausstellungswagen, der schon vom Vorbesitzer in den späten 50iger Jahren zum Wohnmobil umgebaut wurde. Auf einer selbst gebauten Rampe stellten wir eine Undichtigkeit am Ölfilter ab und befestigten den Auspuff neu. Gut verköstigt und bestens ausgeschlafen folgten am nächsten Tag die restlichen 200 km nach Hitzacker.

Dort vergingen die drei Tage des TEMPO-Treffens wie im Flug. Beim Treffen stand ich neben dem Mikafa von Uwe Ludwig. Es ist dies ein Ausstellungsfahrzeug, das von ihm mit einer Campingeinrichtung versehen wurde. Am Sonntag gegen Mittag fuhr ich dann mit Uwe und seiner Frau nach Hamburg. Zwei Mikafa-Fahrzeuge fuhren im „Konvoi“ über die Straßen, das hat es wohl schon lange nicht mehr gegeben. In Hamburg angekommen, gab es leckeren Kaffee und Kuchen. Nachdem ich mir Uwes zweiten Mikafa (ehemaliges Fahrzeug von Felix Graf von Luckner „der Seeteufel“) angesehen hatte und er mir gezeigt hatte, was er in den letzten Jahrzehnten alles in Sachen TEMPO und MIKAFA und auch für seine sonstigen Hobbies so gesammelt hatte, fuhr ich am späten Nachmittag wieder los. Nach 200 km machte ich es mir auf einem kleinen Autobahn-Parkplatz gemütlich. Am Montag fuhr ich dann die restlichen 700 km bis nach Hause.

Einziges Manko bei der ganzen Fahrerei war die zu heutigen Fahrzeugen zu geringe Leistung, die sich vor allem an Steigungen bemerkbar machte (Kasseler Berge mit 30 – 40 km/h) Außerdem war er noch etwas laut.
Was ist noch zu tun:
Die Lichtmaschine für den Motor und die Lichtanlage bringt nur eine geringe Leistung, vermutlich sind die Kohlen nicht in Ordnung.
Die zweite Lichtmaschine für die Innenbeleuchtung und die 6-Volt-Steckdosen bringt überhaupt keine Spannung.
Die Gummiaufhängung des Motors und des Getriebes gehören erneuert.

Sehr erfreulich war dagegen, dass der Benzinverbrauch auf den insgesamt gefahrenen 2100 km bei 9 – 9,5 l/100 km lag. Ich konnte es fast nicht glauben. Die Reaktionen der anderen Kraftfahrer waren nur positiv: Anerkennendes Hupen, erhobenen Daumen und Fotos aus allen Lagen.

Schluss und Dank

Die Arbeiten an einem über 50 Jahre alten Fahrzeug werden wohl nie ganz ausgehen, vor allem, wenn man damit auch fahren will.

Selbstverständlich kann man auch nicht alles alleine machen. Ich möchte mich deshalb bei folgenden Personen bedanken, die zur erfolgreichen Restaurierung beigetragen haben (hoffentlich habe ich niemand vergessen):

Herr Hülsken - nach seinen alten Farbbildern wurde die Lackierung erstellt
Christoph Orehek – Vorbereitung fürs Lackieren: Schleifen, grundieren, schleifen…
Lackierprofi Freilassing – fachmännische Lackierung
Lkw-Dienst Hinsteiner Bad Reichenhall – Lenkbolzen gelagert Bremsbeläge beklebt
Bosch-Dienst Bichlmeier Bad Reichenhall – Elektrische Beratung, Teile für Zündanlage besorgt
Schwägerin Gabi – Polster genäht
TÜV – kompetente Beratung für die Abnahme
Kfz Nutz Surheim – half immer aus, wenn es Probleme gab
Fa. Oppermann – Schiebedachbezug
Camping Herrmann (Jürgen) Hüttenberg/Schöffengrund Camping-Gas-Spezialist
Fa. Zimmer-Camping in Freilassing half kompetent bei der Abnahme der Gasprüfung für die alten Geräte
Peter Scheer/Delligsen, Uwe Ludwig/Hamburg, Heinz Schneider/Waldkraiburg - halfen mit speziellen Fahrzeugteilen aus
Meine Frau – Sie ließ mir immer wieder Zeit, am Fahrzeug zu arbeiten und ermunterte mich auch ab und zu, doch wieder am MIKAFA weiter zu arbeiten, wenn die Lust mal nicht so groß war
und ……



Vom häßlichen Entlein...... namens MIKAFA
Vom häßlichen Entlein...... namens MIKAFA

.... zum (fast fertigen) stolzen Schwan!
.... zum (fast fertigen) stolzen Schwan!

Luxus anno 1954 im MIKAFA
Luxus anno 1954 im MIKAFA

1954iger MIKAFA schon mit Waschraum und WC (Elsan)
1954iger MIKAFA schon mit Waschraum und WC (Elsan)

MIKAFA - Küche mit Kühlschrank und Gas-Herd
MIKAFA - Küche mit Kühlschrank und Gas-Herd

Transport des MIKAFA von Nord- nach Süddeutschland
Transport des MIKAFA von Nord- nach Süddeutschland

2 Wochen schleifen, grundieren, schleifen...
2 Wochen schleifen, grundieren, schleifen...

Komplett grundiert gings zum Lackierer
Komplett grundiert gings zum Lackierer

Die drei Farben sind aufgebracht!
Die drei Farben sind aufgebracht!

Erste Ausfahrt des MIKAFA an einen See
Erste Ausfahrt des MIKAFA an einen See

MIKAFA : Ein schöner Rücken kann entzücken!
MIKAFA : Ein schöner Rücken kann entzücken!

Etwas grimmig schaut der MIKAFA  drein
Etwas grimmig schaut der MIKAFA drein

Rundumsicht im MIKAFA als Lohn für viel Arbeit.
Rundumsicht im MIKAFA als Lohn für viel Arbeit.

Hier weiß man, warum es Armaturen"brett" heißt.
Hier weiß man, warum es Armaturen"brett" heißt.

MIKAFA mit dem Handy aufgenommen.
MIKAFA mit dem Handy aufgenommen.

Das könnte ein Foto des MIKAFA von 1954 sein
Das könnte ein Foto des MIKAFA von 1954 sein

Großer Besucherandrang bei der Edelweiß-Classic
Großer Besucherandrang bei der Edelweiß-Classic

Übernachtung in der Nähe von Bad Kissingen
Übernachtung in der Nähe von Bad Kissingen

Arbeiten am Auspuff bei Peter Scheer
Arbeiten am Auspuff bei Peter Scheer

Anfahrt auf die Elbbrücke in Hamburg
Anfahrt auf die Elbbrücke in Hamburg